ab 1805

20.04.2014 20:30
von Kathrin

Die meisten Musikkapellen wuchsen allmählich aus älteren kleinen Spielgruppen heraus. So findet man unter anderem in der Pfarrchronik Fieberbrunn eine feierliche Prozession am 26. April 1733 von Rosenegg zur Kirche, bei der in der Prozessionsordnung Musikgruppen aufscheinen. Es waren dies Trompeter samt Paukenschläger, Cornetbläser, Schwegler-Pfeifer, Trommelschläger und Musikanten mit Bass und Geigen. So schreibt das große Tiroler Blasmusikbuch - Fritz Molden: Die ehemaligen Kirchenmusiker mussten ihr Brot als Spielleute bei weltlichen Festlichkeiten und Hochzeiten verdienen. Sie bildeten wohl den Grundstock für die 1790 vereinzelt und nach 1815 in größerer Anzahl entstehenden Blasmusikkapellen.

Fest steht, dass die Knappenmusikkapelle Fieberbrunn im Jahre 1925 das 120jährige Gründungsjubiläum feierte. Als Beweis diente damals eine historische Trommel vom Hüttenwerk, auf deren Korpus die Jahreszahl 1805 stand. Die erste verlässliche Nachricht über eine Knappenmusik stammt aus dem Jahre 1826. Die Werksbruderlade bevorschusst die Anschaffung von Musikinstrumenten für die uniformierten Werksarbeiter. Also hat schon eine Musikkapelle beim Werk Pillersee (Fieberbrunn) bestanden. 

Um 1838 hat sich in Fieberbrunn der als Kanzlist des Hüttenwerkes und später in Kufstein als Lehrer und Kapellmeister tätige Johann Obersteiner im Alter von 14 Jahren an der Werksmusik beteiligt. Einen historischen Aufmarsch in der Zeitgeschichte der Knappenmusikkapelle Fieberbrunn gibt es im Jahre 1838 in Innsbruck......bei der Erbhuldigungsfeier von Kaiser Ferdinand I. am 9. August 1838 in Innsbruck war die Kapelle des Bergwerks Pillersee Fieberbrunn mit der Bergknappenkompanie Pillersee am Festzug vertreten....( Text aus dem Buch: Blasmusik in Tirol , Dr.Egg, Eigenverlag, Rauchdruck)

1848 suchte die Kapelle um Genehmigung für den Ankauf von Musikinstrumenten an. Drei Jahre später, 1851 , bewilligte das Ministerum für Landes-Kultur- und Bergwesen der Pillerseer Berg- und Hüttenarbeiter Musikgesellschafft 120 fl aus der Bruderlade zur Anschaffung von 7 neuen Musikinstrumenten zu entnehmen. Dieser Betrag wurde dem damaligen Kapellmeister Stefan Steinacher ausbezahlt. 

Am 5.Juli 1856 wurde der Schützenhauptmann Christian Blattl in Fieberbrunn beerdigt, wobei die Musikkapelle des Berg- und Hüttenpersonals angemessene PIECEN vortrug...(aus dem Bändchen Christian Blattl v. Pater Adjut Troger) 

Zur Eröffnung der Giselabahn auf tirolischem Gebiete; am 31. Juli 1875 (Tiroler Bote vom 2.August 1875): In Hochfilzen war festlicher Empfang, in Fieberbrunn war der Erzherzog Karl Ludwig, Veteranenverein mit MUSIK, eine Tiroler Schützenkompanie und eine Deputation der Gewerkschaft, alle drei mit Fahnen, aufgestellt. Der Festzug ward mit Jubel begrüßt. Ministerpräsident Fürst Auersperg richtete an die Führer der Deputation und an den Kommandanten der berittenen Corps freundliche Worte. Der Zug, der beim Einfahren mit der Volkshymne begrüßt wurde, verließ unter den Klängen des Radetzkymarsches um 8.00 Uhr den Bahnhof.

1880 verfügte die Werksbruderlade unter anderem über die stolze Anzahl von 39 Musikinstrumenten.

So schreibt der Kitzbüheler Bezirksbote:
Der Radfahrverein von Kirchdorf veranstaltete am 9. September 1900 einen Ausflug nach Fieberbrunn. Dortselbst musikalischer Empfang durch die Fieberbrunner Hüttenkapelle.

Die ältesten, in mündlicher und teils schriftlicher Tradition gesicherten Kapellmeister waren Herr Stefan Steinacher um 1850 und vor 1897 Wilhelm Warmer. Aus den Überlieferungen von Altkapellmeister Bucher Martin werden unter anderem noch ein gewisser Hr.Hatzl (Lehrer), ein Fidelius und ein Zillertaler Mascht als Kapellmeister erwähnt.

1897 wurde der Kapellmeister von Kirchdorf, Michael Bendler, als Leiter der Hüttenmusik verpflichtet. Er fand beim Hüttenwerk Arbeit und dirigierte die Kapelle bis 1902. Bendler scheint auch noch 1909 bis zum Beginn des 1. Weltkrieges als Dirigent bei der Musikkapelle Oberndorf auf.

1896 hatte der Bergschüler Leonhard Hörl (vulgo Sattler Leadei) die Bergknappenkapelle GEBRA-LANNERN gegründet. Es waren 11 Mann, die Musik machten. Der 1967 verstorbene Martin Bucher (vulgo Hofer Mascht) trat im Jahre 1897 in das Gebra-Lannernbergwerk ein und spielte als zwölfter Mann in der Bergwerkskapelle.

Seither blieb Bucher, der Nestor des Fieberbrunner Musikwesens, durch Jahrzehnte hindurch eng mit der weiteren Entwicklung der Musikkapelle verbunden.

1898 trat er wie auch andere Musikanten nach der Vereinigung der Gebra-Lannernkapelle mit der Hüttenmusik zu dieser über. Im gleichen Jahr spielte er bereites mit einer Tanzkapelle beim Siebererwirt (heute Neue Post - Tenne) zum Schlengeltanz auf. Honorar: 5 Gulden (ein gutes Paar Schuhe). Erst zwanzigjährig übernahm er 1902 die Kapellmeisterstelle von Bendler. Im selben Jahr wurde das Bergwerk am Gebra geschlossen und verschiedene Musikkräfte mußten sich in anderen Orten eine neue Arbeitswelt suchen. Bucher hatte es schwer, die Musikkapelle aufrecht zu halten. Die Probentätigkeit war schwierig, denn es war nicht einmal ein geeignetes Lokal vorhanden.

1908

1902/1903 wurde der Musikverein gegründet, der dann bis 1938 bestand. Bucher spielte viele Blas- und Streichinstrumente. Über Ersuchen der Bevölkerung von Hochfilzen gründete er dort im Jahre 1908 eine Musikkapelle. Den acht Kilometer langen Weg zur Abhaltung der Proben legte er im Sommer mit dem Fahrrad und im Winter auf dem selbstgezimmerten Schiern zurück.

Für die künstlerischen und organisatorischen Fähigkeiten Buchers spricht auch die Tatsache, daß die Musikkapelle Fieberbrunn am 3. August 1908 beim großen Kaiserjubiläumsfest und der Schützenfahnenweihe in Kitzbühel,sowie im Jahre 1909 an der 100-Jahresfeier der Tiroler Freiheitskämpfe in Innsbruck teilnehmen konnte. Vor dem 1. Weltkrieg leitete er ein Gesangsquartett mit Pfarrer Rieser, Stefan Obwaller und Lehrer Paulus Waibl.

Während des Weltkrieges 1914 - 1918 blieb die Kapelle immer bestehen. Bucher war nur für kurze Zeit zu den Standschützen einberufen worden. Nach dem Weltkrieg leitete er für längere Zeit den Kirchenchor. 
     
Ab 1924 maschierte die Kapelle in der Vereinstracht (grauer Rock und Hut mit grünem Band). Im selben Jahr fand die 10jährige Wiedersehensfeier in Innsbruck statt und die Fieberbrunner Musikkapelle war mit dabei.

Kurz vor der Geldentwertung im Jahre 1923 findet man im Kassabuch der Kapelle die stattliche Summe von 15.700.000.- Kronen als Einnahme, für Kapellmeisterentschädigung werden 700.000.- Kronen bezahlt.

1924
1924 - Vor dem Siebererwirt in Vereinstracht
1927
1927 - Am Wildseeloder

Beim Bau des ersten Pavillions gegenüber dem Forstamt im Jahr 1928 machten sich Herr Stefan Dosch und wie immer Herr Bucher sehr verdient.
In seiner langjährigen Tätigkeit als Kapellmeister erlebte Bucher natürlich auch viele heitere und auch manchmal trübe Stunden. Welche Ironie: Anläßlich einer Ausrückung zur Verfassungsfeier am 1.Mai 1934 wurde er wegen Nichtbesitz der Kapellmeisterprüfung eingesperrt.

1933
1933 - In Vereinstracht

Im Jahre 1938 übergab Bucher nach 36-jähriger Kapellmeistertätigkeit diese Funktion an Stefan Pletzer. Bald mußte Pletzer zum Wehrdienst und wieder war es Bucher, der die Kapelle durch die Kriegsjahre bis 1945 führte.

Ab 1938 maschierte die Kapelle wieder in ihrer traditionellen Knappenuniform.

1943 nahmen unsere Jungmusiker beim Tiroler Landesschützenfest in Innsruck teil.

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